O MENSCH, BEWEIN DEIN SÜNDE GROSS (Rev) – Passion, Karfreitag

+ französische Übersetzung
                   Songe, homme, que pour ton péché

                 „ Die Passion oder das Leiden Jhesu Christi,
                                   in Gesang gestellt“ von

                                 SEBALDUS  HEYDEN
 
                                             um  1525

                        Weise : „ Es sind doch selig alle, die“
                               Matthias GREITER, 1525

     Sebaldus Heyden wurde geboren in Brück,  bei Erlangen, in
1499, und starb in Nürnberg,  in 1561.  Dort war er Kantor und
Rektor der Spitalschule. Er war auch der erste  lutherische Rek-
tor der Sebaldusschule in dieser Stadt ( EG ).  Das Lied, „Grosse
Passion“ genannt, wurde 1525 gedruckt. 

     Matthias Greiter, Dominikaner Mönch in Straßburg, wurde
um 1490 in Aichach, bei Augsburg, geboren. Er wurde  Kantor
am Straßburger Münster, verließ  1524  das  Kloster unter dem
Einfluss der Reformation, und wurde Prediger in St Stephan und
St Martin. Er wurde einer der großen musikalischen Mitarbeiter
der Reformatoren. Unter anderem arbeitete er am “ Straßburger
Gesangbuch“ von 1542, unter der Leitung von Martin Bucer . Er
hat die  Welt berühmte  Melodie  komponiert: “Es sind doch selig
alle, die“, zum Psalm 119,  von  Calvin in seinen „Aulcuns Psaul-
mes et Cantiques“ in 1539  aufgenommen unter dem Titel „ Que
Dieu se montre seulement“,  für den Psalm 68. In Straßburg ge-
storben in1560.
 
       Die Lebensgeschichte der beiden Autoren zeigt schon, dass
wir es hier mit einem großen Werk zu tun haben.
 
       Das Lied hat zwei Quellen:

 1. Das Nizänische Glaubensbekenntnis, das damals und bis in
das 18. Jhdt die Grundlage  vieler Lieder war.  Gut erkennbar  ist
der 2. Artikel im Vers 1: „ an Jesum Christum, Gottes eingebore-
nen Sohn, aus dem Vater geboren vor aller Zeit,…, von der Jung-
frau Maria, und ist Mensch geworden“. Die Fortsetzung: „er wur-
de für uns gekreuzigt  unter Pontius Pilatus,  hat gelitten  und  ist
begraben worden“  tun Vers 2 bis 22   methodisch  auslegen.  Im
letzten Vers , Linie 2 :“ dass er für uns litt solche Pein“, erwähnt
das „propter nos homines“, „ für uns Menschen“ im Nizänum.

 2.  Die Passionsgeschichte, als eine Harmonie der  4  Evange-
lien,  nach der mittelalterlichen  Tradition,  die man auch  in den
Liedern “Christus, der uns selig macht“ EG 77 (der Text nicht in
RA)  und „Jesu Kreuz, Leiden und Pein“ RA 74 und EG 78,  fin-                        38
det.  Man las damals die vier Evangelien  auf vier Tagen :  Palm-
sonntag:  Matthäus – Kardienstag: Markus – Karmittwoch: Lukas –
Karfreitag: Johannes. Diese Tradition des Lesens sowie die des Sin-
gen der Passionsgeschichte,  geht zurück auf das 3.Jhdt,  schon
damals mit Chören  und Solisten,  und wurde  von den Lutheri-
schen Kirchen weitergeführt, wie  uns  das Beispiel  von J.S. Bach
es klassisch zeigt. Daher, in vielen Gemeinden, gibt es die Tradi-
tion der „Karfreitagsvesper“, um 15 Uhr, vermutete Zeit  des To-
des Jesu, in der man die Lesung der Passion hatte, jedes Jahr mit
einem  anderen  Evangelium,   mit  Gemeinde- und  Chorliedern
zwischen den Lesungen.    

       Die „Grosse Passion“ von Sebaldus Heyden,  sowie viele an-
deren Lieder  des Gesangbuches,  können dazu helfen  diese Got-
tesdienste zur Sterbensstunde des Herrn  auszubauen. Darum  ge-
be ich diese Revidierung des Textes aus.

                                     Yves Kéler, 11.11.02, am Martinstag

T.  Sebaldus Heyden
     1525 Augsburg ?
     Revidierung Yves
     Kéler, 2002

M. Es sind doch selig
     alle, die,  Mathias
     Greiter, Strassburg
     1525,
     RA 78 und EG 76

PASSION                                                                        Récit d’évangile : la Passion du Christ

         O MENSCH, BEWEIN DEIN SÜNDE GROSS
         SONGE, HOMME, QUE POUR TON PECHE

             Sebaldus Heyden         Sebaldus Heyden
          „Die grosse Passion“   «  La grande Passion »

   Mélodie : Es sind doch selig alle, die  RA 191, EG 582
                   Que Dieu se montre seulement, Ps 68 :
                       LP 29/Ps 68,  NCTC 68, ARC 68

A.     Einführung
         Introduction

                        I + II                                     

I + II  1. O Mensch, bewein dein Sünde gross,       
              Darum Christus seins Vaters Schoss             
              Verliess und kam auf Erden.                         
      I       Von einer Jungfrau rein und klar                  
              Für uns er hier geboren war:                         
              Er wollt der Mittler werden.                          
      II      Den Kranken er Gesundheit gab,                  
              Und Toten rief er aus dem Grab!                   
              Dann kam die Zeit der Leiden:                      
I + II      Für uns er sich geopfert hat                           
              Und trug die schwere Sündenlast:                  
              Den Tod konnt er nicht meiden !                   

                         I + II

1. Songe, homme, que pour ton péché
    Christ, le Sauveur, a délaissé          
    Le trône de son Père.
    Il s’est privé de tout honneur,
    Il se fait notre Rédempteur,
    Naît d’une humaine mère.            
    Il réveilla d’un mot des morts,
    Guérit tant d’âmes, tant de corps.
    Puis vint son sacrifice,
    A la croix maudite attaché,
    Portant le poids de nos péchés :
    Quel effrayant supplice !

         Karmontag oder-Dienstag                          
         Lundi Saint (ou mardi)

                             I                              
2. Als nun das Fest der Juden kam,                  
    Jesus die Jünger zu sich nahm,                         
    Und fing an das zu sagen:                                 
    „ Des Menschen Sohn verraten wird,               
    Ans Kreuz geschlagen und ermordt                  
    Dazu mein’ Feinde tagen !“                              
    Ein’ Frau ins Haus des Simon kam                   
    Und köstlich Wasser mit sich nahm :               
    Sie salbte Jesu Füsse.                                        
    Die Jünger murrten : „ So viel Geld ! “            
    Er lobt die Frau vor aller Welt ;                        
    Doch Judas war verdrossen.                              

                             I                       
2. La fête juive s’approchant,
    Jésus, aux Douze s’adressant,
    Leur parle par avance :
    « Les chefs du peuple m’ont haï,
    C’est pourquoi je serai trahi
    Et mis à la potence ! »
    Chez Simon, une femme entra,
    Un parfum cher elle apporta,
    Pour embaumer le Maître.
    Il l’approuva, mais tout cela
    Déplut tout à fait à Judas,
    Qui devint là le traître.

         Karmittwoch – Gründonnerstag                  
         Mercredi Saint – Jeudi Saint

                             II                                                
3. Judas zum Hohenpriester lauft,                     
    Den Herrn verrät und ihn verkauft                    
    Für dreissig Silbergroschen.                              
    Als Jesus mit den Jüngern kam                         
    Und ass mit ihn’n das Osterlamm                     
    War schon sein Tod beschlossen !                    
    Dann setzt er ein sein Testament,                       ,
    Dass wir es feiern bis ans End,                         
    Sein Opfer zu bedenken.                                   
    Den Jüngern waschet er die Füss’,                    
    Er zeiget seine Liebe gross,                               
    Dass sie dem Beispiel folgen.                           

                             II
3. Judas vendit, en s’en allant,
    Pour trente pièces en argent
    Son Maître, Fils du Père.
    Christ, le berger, et son troupeau,
    Ensemble vont manger l’agneau,
    Leur Cène est la première.
    Jésus fonda le sacrement,
    Lequel rappelle entièrement
    Sa mémoire aux fidèles.  
    Lavant leurs pieds, au comble il mit
    Son humble amour, et leur prédit
    L’abandon infidèle.

                         I + II                                         
4. Danach am Ölberg Jesus klagt,                     
    Mit Furcht und Zittern dort er sagt :                 
    „Betet mit mir und wachet!“                             
    Ein Steinwurf weit er vorwärts ging ,               
    Zum Vater sprach und so anfing:                      
    O Gott, du kannst das machen,                          
    Dass dieser Kelch geh weg von mir,                 
    Denn alle Ding’ sind möglich dir.                     
    Doch es gescheh dein Wille ! »                         
    Vom Vater solches dreimal bat,                        
    Dreimal er zu den Jüngen trat :
    Sie schliefen alle stille !                                     

                         I + II     
4. Puis le Seigneur partit de là,
    Jusqu’à Gethsémané alla
    Veiller dans la prière ;
    D’un jet de pierre il s’éloigna,
    Dit : « Jamais tu ne repoussas
    Ma prière, ô mon Père.
    Mon Dieu, mon cœur est éprouvé,
    T’est-il possible d’enlever
    De moi loin ce calice ?
    Ta volonté, Dieu, toutefois !         
    – Ce qu’il redit jusqu’à trois fois –     
    Reçois mon sacrifice ! »

         Karfreitag, 6 Uhr                                       
         Vendredi Saint, 6 heures

B.                       I + II                                       

5. Er sprach : „Schlaft ihr in meinem Leid ?     
    Wacht auf, die Stunde ist bereit,                       
    Ich werde nun gegeben                                     
    In Hand der Sünder.  Stehet auf,                       
    Der mich verrät, der wartet drauf,                    
    Dass mich mein’ Feinde fangen !                     
    Als er noch red’t, sieh, Judas kam,                   
    Ein’ grosse Schar er mit sich nahm                  
    Mit Spiessen und mit Stangen.                          
    Ein Zeichen der Verräter gab :                          
    „Welchen ich küsse, merket ab:                        
    Der ist’s, den sollt ihr fangen !                          

                             I
5. Il les trouva tous endormis :                       
    « Quoi, vous dormez, vous mes amis ?
    Debout, car voici l’heure !
    Priez, veillez donc, il est temps,
    Le traître arrive avec ses gens :
    Ils veulent que je meure ! »
    A peine dit, voici Judas
    Avec plusieurs gens et soldats
    Qui portaient glaive et lance.
    Le signe était : « Prenez celui
    Qu’alors j’embrasse, car c’est lui ;
    Faites vite, en silence ! »

                             II                                         
6. Jesus, der wusste all das Ding,                      
    Trat vor und ihn’n entgegen ging                      
    Und sprach sie an mit Güte :                             
    „ Was macht ihr hier mit solcher G’walt ?       
    Suchet ihr mich ? Ich bin es halt!“                    
    Sie fielen auf den Boden !                                 
    Durch Judas Kuss ist er erkennt,                       
    Der Haufen nun auf Jesus rennt                        
    Und fangt ihn fest mit Seilen.                           
    Petrus greift an sein Schwert und schlägt,        
    Haut ab ein Ohr des Priesters Knecht:              
    Jesus das Ohr ihm heilet !                                 

                            II
6. Jésus savait déjà cela :
    A leur rencontre il s’avança,
    Dit sans longue manière :
    « Qui cherchez-vous d’un tel entrain ? »
    – « Jésus !», et, reculant soudain,
    Tous tombent en arrière !
    Judas l’embrasse, et là-dessus
    La troupe saute sur Jésus,
    Furieuse et en pagaille !
    Pierre, en frappant le serviteur
    Du prince sacrificateur,
    Lui tranche net l’oreille.

                         I + II                                           
7. « Nicht mit dem Schwert, ach, Petrus, nein!  
    Ich muss den Kelch austrinken rein,                 
    Den mir Gott hat gegeben ! »                            
    Die Schar führt Jesus zum Hannas,                   
    Dann bringt sie ihn zum Kaiphas,                     
    Gefangen und gefesselt.                                    
    Petrus im Hof des Priesters stand :                   
    Von vielen Leut’ dreimal erkannt,                    
    Verleugnet er den Herren !                               
    Kaiphas fragt Jesus : „ Wer bist du ? “             
    Sie riefen Zeugen noch dazu,                            
    Um ihn hart zu beschweren.                             

                        I + II
7. « Remets ton glaive, dit Jésus !
    Cet homme n’y peut rien non plus ! »,
    Et guérit la blessure.
    Chez Anne on l’emmène à l’instant,
    De là, ligoté fortement,
    Chez Caïphe, en pâture !
    Jean, bien connu de la maison,
    Arrive à faire entrer Simon ;
    Mais lui trois fois renie !
    Pour Christ Caïphe a des questions,
    Veut des témoins et des raisons
    Pour lui ôter la vie.
 

         Karfreitag, 7 Uhr                                        
         Vendredi Saint, 7 heures

C.                       I + II                                           

8. Christus antwortet ihnen nicht.                     
    Der Hohepriester zu ihm spricht :                     
    „Was willst du dazu sagen ?                              
    Ich schwör’ dich bei dem Gotte mein,               
    Sag, bist du Christus, der Sohn sein? “              
    Er antwort’t ohne Zagen :                                  
    „Ich bin’s und sag : zu dieser Zeit,                    
    Werd’t ihr des Menschen Sohn von weit           
    Auf Wolken sehen kommen,                              
    Und an der Rechten Gottes sein ! “                    
    Kaiphas zerriss das Kleide sein                          
    Und sprach : „ Ihr habt’s vernommen !“            

C.                      I + II                          

8. Jésus ne lui répliquant rien,
    Le Prêtre étonné dit : « Eh bien !
    N’as-tu pas de réponse ?
    Par Dieu j’adjure et je te dis :
    « Es-tu le Fils de Dieu, Messie ? »
    Jésus lui fait l’annonce
    Et fermement dit : « Je le suis,
    Et qui plus est, car je le puis,
    Au jour de la colère,
    Glorieux, vous verrez venir
    Le Fils de l’Homme et se tenir
    A droite, auprès du Père. »

                             I                                           
9. „Er hat gelästert Gott, den Herrn,                  
    Was solln wir weiter ihn aushörn? “                  
    Sie sprachen : „ Er soll sterben ! “                     
    Und spuckten ihm ins Angesicht,                      
    Auf ihn sie schlugen im Gericht                        
    Mit Schreien und Gelächter.                              
    Sie deckten ihm das Antlitz zu,                         
    Schlugen mit Fäusten, und dazu                        
    Fragten : „Wer hat geschlagen ? “                     
    Am Morgen früh all das geschah,                      
    Der Sonnenaufgang war ganz nah :                   
    Das musste Christ schon tragen !                      

                      I
9. Caïphe arrache son habit
    Et, rempli de colère, il crie :
    « Entendez le blasphème !
    Que faut-il d’autre après cela ?
    Qu’il meure ! » Tous ceux qui sont là
    L’outragent tous de même.
    Crachant sur lui, donnant des coups,
    Et, le rouant, ils crient : « Dis-nous,
    Lequel de nous te frappe ? »
    Puis, siégeant solennellement,
    Ils votent sa mort uniment,
    Afin qu’il n’en réchappe.

                             II                                         
10. Dann zu Pilatus ging es hin.                      
      Als Judas sah, was ward aus ihm,                    
      Kam auf ihn schlimme Reue !                         
      Das Geld er bald den Peiestern gab :               
      „Wie schwer ich doch gesündigt hab,             
      Wie gross ist mein’ Untreue ! “                       
      Er hing sich auf und brach entzwei.                 
      Die Priester fragten sich dabei :                       
      „Was tun mit diesem Gelde ?                          
      Des Töpfers Acker kaufen wir,                        
      Zum Friedhof für die Pilger hier. “                  
      So hat’s die Schrift gemeldet.                          

                            II
10. Le jugement fut donc rendu.
      Judas, qui avait entendu      
      Combien c’était injuste,
      Jeta aux prêtres leur argent
      Et dit : « Mon crime est trop pesant,
      J’ai trahi le sang juste ! »
      Il se pendit, son corps creva ;
      De son argent, qu’on ramassa,
      Et pour la somme entière,
      Comme il avait été prédit,
      Le champ du pot fut donc acquis,
      Pour faire un cimetière.

         Karfreitag, 9 Uhr                                    
         Vendred Saint, 9 heures

                         I + II                                      
11. Als Jesus vor Pilatus stand,                      
      Schrien sie laut, ausser Verstand,                   
      Mit folgender Anklage :                                 
      „Dem Kaiser will er widerstehn                     
      Und nennet sich ein Gottes Sohn,                   
      Verführt das Volk alltage.“                            
      Pilatus ihm viel Fragen stellt,                         
      Aber der Herr kein Antwort meldt ;               
      Darüber er sich wundert.                                
      Dann zu Herodes schickt er ihn.                     
      Herodes freut sich darauf hin :                        
      Er wollte sehn ein Wunder !                           

                        I + II
11. Christ à Pilate fut mené,
      Fut accusé, fut soupçonné
      De mille et mille crimes :
      « Il se dit le Messie Sauveur,
      S’oppose ainsi à l’Empereur,
      En discours et maximes. »
      Pilate l’interroge bien,
      Mais le Seigneur ne répond rien :
      Pilate s’émerveille.
      Vers Hérode il le renvoya ;
      Ce prince s’en félicita,
      Espérant voir merveille !

D.      Karfreitag, 10 Uhr
         Vendredi Saint, 10 heures

                          I + II                                     

12. Da Jesus auch kein Antwort gab,              
      Verachtet ihn Herodes grob,                            
      Schickt ihn Pilatus wieder.                              
      Der Römer zu den Priestern sprach :               
      „Herodes auch den Menschen sah                   
      Und blieb doch unentschieden.“                      
      Jedes Jahr üblich auf dem Fest,                       
      Einer das G’fängnis frei verlässt:                    
      Jesus will ich frei geben.                                 
      Sie schrien all mit lauter Stimm :                    
      „ Schlag Jesus an des Kreuzes Stamm !          
      Barrabas wolln wir haben ! “                           

                        I + II
12. Mais, comme il ne lui parle pas,
      Hérode n’en fait plus de cas
      Et le rend à Pilate.
      Celui-ci, s’adressant aux Juifs :
      « Il est sans fautes », d’un ton vif,
      Leur propose à la hâte
      De relâcher le prisonnier,
      Et de bien voir en ce dernier
      Un des leurs, comme un frère.
      Mais tous, s’écriant d’une voix,
      Condamnent Jésus à la croix,
      Dans une haine amère !

                             I                                           
13. So wurde Jesus ausgepeitscht                    
      Von den Soldaten allerseits                              
      Und mit Purpur gekleidet.                                
      Aus Dornen flochten sie die Kron,                   
      Ihm setzten auf mit Hass und Hohn,                
      Mit G’walt und ohn’ Mitleiden.                       
      Sie grüssen ihn : „Dir König, heil !“                
      Und ziehen ihn am Narrenseil,                         
      Mit Schimpfwort und mit Schanden.               
      Pilatus spricht : „Hier ist der Mann !               
      In ihm kein Bös’s ich strafen kann :                
      Es ist ja kein’s vorhanden ! “                           
                             I
13. Lors les soldats l’ont revêtu
      De pourpre et de bâtons battu,
      De façon très brutale,
      Il fut d’épines couronné
      Et d’un roseau cent fois frappé
      Sur sa tête royale.
      Ils se rient de ce nouveau Roi,
      Et crient: « Qui t’a frappé, dis-moi ? »
      Lui crachent à la face.
      Pilate dit, lui le païen,
      « Voici l’homme! En lui il n’y a rien,
      Quelque examen je fasse. »

                             II                                       
14. Sie schrien auf mit lauter Stimm :             
      “Ans Kreuz, ans Kreuz, mach Schluss mit ihm,  
      Sonst bist du Caesars Feinde ! “                      
      Als nun Pilatus hört’ dies Wort,                      
      Setzt’t er sich an des Richters Ort,                  
      Wusch öffentlich die Hände ;                          
      Erliess den Mörder Barrabas                           
      Und Jesus an das Kreuze gab,                         
      Nach ihrem falschen Willen.                           
      Sein’ Kleider sie auszogen ihm                       
      Und führten ihn mit grosser Stimm ;               
      Das Kreuz trug er in Stille.                              

                           II
14. Mais ils criaient encor plus fort :
      « Crucifie-le, mets-le à mort,
      Ou l’Empereur s’offense ! »
      Pilate alors, les entendant,
      S’assit au trône et, prétendant
      Son entière innocence,
      Lava ses mains et délivra
      Barrabas. Puis il leur livra,
      Pour une mort barbare,
      Jésus, vêtu de ses habits,
      Portant la croix qu’on mit sur lui,
      Jusqu’au mont du Calvaire.

         Karfreitag, 11 Uhr
         Vendredi saint, 11 heures

                         I + II                                        
15. Als sie nun gingen mit ihm auf,                 
      Zwangen sie Simon, dass er lauf’                    
      Und ihm das Kreuz nachtrage.                        
      Viel Volk und Frauen standen da,                   
      Doch Jesus, der sie weinen sah,                      
      Wandte sich um und sagte :                             
      „ Nein, weinet ja nicht über mich,                   
      Weint, Töchter Zion über euch                        
      Und über eure Kinder !                                    
      Ihr werdet sprechen : „ Selig, die                     
      Unfruchtbar ist und säugte nie,                        
      Wenn kommt der Tag des Endes.“                  

                        I + II
15. Simon, lequel passait par là,
      Fut contraint de porter la croix
      De Jésus-Christ, son Maître.
      Les gens, les femmes, pleuraient là,
      Mais le Seigneur, voyant cela,
      Ne veut pas le permettre.
      « Pleurez, dit-il, pleurez sur vous,
      Pleurez sur vos enfants, surtout,
      O peuple pitoyable !
      Le temps viendra où l’on dira :
      Heureux qui sans enfants sera
      En ce jour effroyable ! »

         Karfreitag, 12 Uhr                             
         Vendredi Saint, 12 heures

E.                       I + II                                       

16. So kamen sie zu Golgatha.                         
      Zwei Übeltäter waren da,                                 
      Die man auch schlug ans Holze                       
      Zur linken und zur rechten Hand,                    
      Wie es die Schrift lägst gab bekannt.               
      Dann spach der Herr am Kreuze:                     
      „ Vater, verzeih ihn’n diese Tat,                      
      Sie wissen nicht die Missetat ! “                      
      Pilatus liess aufschreiben,                                
      Hebräisch, griechsich und latein:                    
      „ Jesus, der Mann aus Nazareth                       
      Und der König der Juden.                                

                        I + II
16. On le mit entre deux larrons,
      Qu’on traîne avec lui sur ce mont
      Qu’ils appelaient « Calvaire. »
      Comme il avait été prédit,
      Jésus s’adresse à Dieu et dit :
      « Pardonne-leur, ô Père,
      Ils ne connaissent pas ta loi ! »
      Pilate à l’arbre de la croix
      Met une grande affiche,
      En grec, latin et en hébreu :
      «Le Roi des Juifs est en en ce lieu. »
      Les prêtres, là, se fâchent !

                             I                                               
17. Als Jesus so am Kreuze hing,                    
      Nahm man sein Kleider und gig hin,               
      Sie durch das Los zu teilen.                             
      Die Mutter Jesu stand nicht weit,                    
      Johannes war an ihrer Seit ;                             
      Jesus sprach zu den beiden :                            
      „ Dies ist dein Sohn, Weib, nimm ihn an;       
      Dies ist dein’ Mutter von nun an ! “                
      Johann sie zu sich nehmet.                               
      Die Hohen Priester trieben Spott,                    
      Schrien ihm laut mit schroffen Wort’ :             :
      „ Bist du’s, der von Gott kommet ? “              

                             I
17. En croix Jésus-Christ étant mis,
      On partagea tous ses habits,
      D’un coup de dés qu’on jette.
      Voyant Jean et sa mère là,
      En tendres mots il leur parla
      Et tour à tour répète :
      « Femme, voilà ton fils ! Voici
      De même, Jean, ta mère ici :
      Soyez-vous fils et mère ! »
      Les prêtres, riant là-dessus,
      Ainsi se moquent de Jésus :
      « Et toi, où est ton Père ? »

                             II                                        
18. „ Bist du doch Gottes lieber Sohn,            
      Dann steig vom Kreuz, hilf dir davon ! “        
      So sprachen auch die Schächer.                       
      Doch einer von den zweien rief :                    
      „ Dieser, der ist unschuldig hier !                   
      Jesus, erbarm dich meiner,                              
      Wenn du bist in dem Reiche dein ! “              
      Er sprach: „ Heut wirst du bei mir sein           
      Im Paradiese Gottes ! “                                   
      Finsternis kam zur sechsten Stund.                 
      Um neun Uhr, aus seins Herzensgrund,          
      Schrie Jesus diese Worte :                               

                            II
18. Es-tu son Fils, eh bien ! descends ! »
      L’un des larrons en dit autant :
      « Arrête nos souffrances ! »
      L’autre des deux se repentit,     
      Le déclare innocent et dit : 
      « Seigneur plein de clémence,
      Songe à moi quand tu règneras ! »
      Christ dit : « Tu m’accompagneras
      Aujourd’hui dans la gloire. »
      Puis le soleil fut obscurci,
      Le voile au Temple se fendit,
      Il fit bientôt nuit noire.

         Karfreitag, 15 Uhr                              
         Vendredi Saint, 15 heures

                         I + II                                        
                                                      
19. „Mein Gott, mein Gott, wie läss’st du mich !“
      Zur Antwort reichet man Essig                  
      Und gibt es ihm zu trinken.                             
      Als Jesus den versuchet hatt’,                         
      Sprach er : „Mein Gott, es ist vollbracht !“    
      Und liess sein Haupte sinken.                         
      “ O Vater, in den Händen dein                       
      Befehl ich dir den Geiste mein,“                     
      Schrie er mit starker Stimme.                          
      Die Felsen sprangen ganz furchtbar,               
      Im Tempel, der Vorhang sogar                       
      Entzwei riss bis nach unten !                          

                         I + II                                    
19. « Mon Dieu, pourquoi m’as-tu laissé
      Sans aide, le cœur oppressé
      D’angoisse et de détresse ? »
      Ayant bu le vinaigre, il dit :
      « Tout est fini, tout accompli ! »
      Sa tête alors s’affaisse.
      « Entre tes mains, vois, je remets
      L’esprit, mon Père ! » Juste après
      On le voit l’âme rendre ;
      Les tombeaux s’ouvrent pour les morts,
      Les saints en sortent dans leurs corps
      Et les rochers se fendent ! 

F.                       I + II                                

20. Die Erde fing zu beben an,                       
      Viel Gräber wurden aufgetan.                   
      Der Hauptmann und sein’ Leute                     
      Sprachen: „ Fürwahr, ein frommer war’s,      
      Ein Gottes Sohn, dies zeiget das“ !                 
      Und schlugen sich die Bruste.                         
      Als man den Schächern brach die Bein,         
      War Jesus tot, ihm brach man keins:              
      Sie stachen ihm die Seite ;                              
      Daraus rann Wasser mit dem Blut :                
      Der es bezeugt, der sah es gut.                        
      Die Schrift erzählt es heute.                            

                        I + II                           
20. La terre au sol partout tremblait,
      Le centurion aussi disait,
      Lui, Romain, infidèle !:
      « Ce Jésus, qui fut crucifié,
      Est Fils de Dieu, en vérité,
      Et de race éternelle ! »
      On brise aux jambes les larrons,
      Mais à Jésus rien on ne rompt,
      Sauf son corps, qu’on transperce.
      Du sang, de l’eau en ont coulé ;
      Jean, qui l’a vu peut en parler :
      Il n’y a pas controverse.

         Karfreitag, 17 Uhr                              
         Vendredi Saint, 17 heures

                             I                                        
21. Nach dem, als dann der Abend kam,         
      Der fromme Joseph Jesus nahm                      
      Vom Kreuz, ihn zu begraben.                          
      Auch Nikodemus dazu kam,                            
      Viel Aloes und Myrrhe nahm,                         
      Um Jesus einzusalben.                                     
      Nicht weit von Golgatha entfernt,                   
      Da war ein Grab, gehau’n im Berg,                 
      In steiler Felsenmauer.                                     
      Sie legten Jesu leib darein,                              
      Darüber rollten sie den Stein ,                          
      Und gingen weg mit Trauer.                            

                             I
21. Le soir, quand la nuit approcha, 
      Joseph, venu là, détacha
      Le corps de la potence.
      Nicodème apporte en venant
      Cent livres de myrrhe et d’onguent,
      Marquant sa révérence.
      Quand au linceul le corps est prêt,
      Dans son tombeau Joseph le met,
      Taillé neuf dans la roche.
      Puis la pierre est roulée devant,
      Pour fermer le saint monument
      Et en garder l’approche.

F.      Karsamstag und Schluss
         Samedi saint et Conclusion

                             II                                       
22. Am Sanstag ruht er in dem Grab.             
      Frühmorgens dann, am dritten Tag,                
      Steht Jesus auf gewaltig !                               
      Er öffnet uns sein Himmelreich,                     
      Und spricht uns, treu und gnadenreich,          
      Von Sünden frei und ledig.                             
      Darum wir sollen fröhlich sein,                      
      Dass unser Retter, er allein,                            
      Christus, hat überwunden                               
      Für uns die Sünd und ihre Not,                       
      Dazu die Hölle und den Tod :                         
      Der Teufel liegt gebunden !                            

                             II
22. Les prêtres, craignant à nouveau,
      Voulaient qu’on garde le tombeau ;
      Mais Jésus ressuscite !
      Comme il l’a dit, après trois jours,
      Il vient finir son long parcours
      Et met la mort en fuite.
      Réjouissons-nous de tout cœur :
      Jésus, divin Fils, est vainqueur
      Du péché, qu’il terrasse.
      Pour nous il a brisé les fers,
      La mort, les forces de l’enfer :
      Acclamons tous sa grâce !

                          I + II                                      
23. Christus für uns litt grosse Pein,               
      Drum lasset uns ihm dankbar sein,                 
      Nach seinem Willen leben.                             
      Weil uns sein Wort so helle scheint,               
      Lasset uns sein der Sünde feind                      
      Und täglich danach streben ;                           
      Die Lieb’ erzeigen jedermann;                       
      Wie Christus an uns hat getan                        
      Mit seinem Leiden, Sterben.                           
      O Menschenkind, betracht das recht,             
     Wie Gottes Zorn die Sünde schlägt :              
      Tu dich davor bewahren !                               

                          I + II
23. Reconnaissons en même temps
      Qu’il a souffert tant de tourments
      Pour nous donner l’exemple.
      Détestons le maudit péché,
      D’un cœur au bien seul attaché,
      Servons Dieu tous ensemble !
      Montrons à tous de la bonté
      Combattons pour la vérité,
      Prenons Christ pour modèle.
      En nous réclamant de sa croix,
      Nous évitons, par notre foi,
      La colère éternelle !

KOMMENTAR ZUM DEUTSCHEN TEXT

a.   Der Untertitel des Liedes:   O MENSCH, BEWEIN DEIN SÜNDE GROSS, ist:             
             
„ Die Passion oder das Leiden Jesu Christi, in Gesang gestellt“
von   SEBALDUS  HEYDEN.
 
        Es wurde gedruckt um  1525. Die Weise des Liedes ist die berühmte Melodie „ Es sind doch selig alle, die“ , welche Matthias Greiter zu seinem 119. Psalm dichtete im Jahr 1525.

        Das Lied ist aus den Gesangbüchern seit dem 18. Jahrhundert verschwunden. Ich habe es komplett in einem Gesangbuch von Basel aus 1721 gefunden, in dem man die 150 Psalmen des Ambrosius Lobwassers und eine Reihe lutherischer Lieder findet. Auch die französische Überseztung, die von einem anonymen Autor stammt, habe ich im französischen Gesangbuch von Straßburg „Cantiques Spirituels“ von 1723 gefunden. In den späteren Ausgaben der „Cantiques Spirituels“ findet man das Lied nicht mehr. Ein Zeichen, dass es in der Mitte des 18. Jahrhunderts mit dem Aufkommen des Rationalismus verloren ging. Heute werden nur noch der erste und der letzte Vers gesungen: Recueil d’Alsace-Lorraine RA 78 und Evangelisches Gesangbuch EG 76.                               

        Der dargebotene Text ist eine Revidierung der Urtexte, die, sowohl in deutsch wie in französisch, veraltet sind und nicht mehr gesungen werden können. Ich habe probiert so viel wie nur möglich an die Originale treu zu bleiben, um den Charakter des Werkes des Sebaldus Heiden zu behalten. Daher einige Reimungleichheiten, und die Kurzform vieler Wörter.

b.  Der Autor und der Musiker :

     Sebaldus Heyden wurde geboren in Brück,  bei Erlangen, in 1499, und starb in Nürnberg,  in 1561. Er war ein Laie und Pädagoge. In Nürnberg wurde er Kantor und Rektor der Spitalschule. Er war auch der erste  lutherischer Rektor der Sebaldusschule in dieser Stadt.   Das Lied, bekannt unter dem Namen: „Grosse Passion“, dessen genaues Datum nicht bekannt ist, wurde in der Zeit kurz nach 1525 gedichtet, da die Urmelodie jene von Greiter ist, aus dem Jahr 1525. 

     Matthias Greiter, Dominikaner Mönch in Straßburg, wurde um 1490 in Aichach, bei Augsburg, geboren. Er bekam die Stelle eines Kantors am Straßburger Münster, verließ 1524  das  Kloster unter dem Einfluss der Reformation, heiratete und hatte Kinder, und wurde Prediger in den Kirche St Stephan und St Martin. Er wurde einer der großen musikalischen Mitarbeiter der Reformatoren. Unter anderem arbeitete er am  „Straßburger Gesangbuch“ von 1542, unter der Leitung von Martin Bucer . Er hat die weltberühmte  Melodie  komponiert: “Es sind doch selig alle, die“, zum Psalm 119, die Calvin in seinen „Aulcuns Psaulmes et Cantiques“, in Straßburg ausgegeben in 1539, aufgenommen hat, für den Psalm 68: „ Que Dieu se montre seulement “. Matthias Greiter starb in Straßburg in1560.
 
       Die Lebensgeschichte der beiden Autoren zeigt schon, dass wir es hier mit einem großen Werk zu tun haben.
 
c.   Das Lied hat zwei Quellen :

 1. Das Nizänische Glaubensbekenntnis, das damals und bis in das 18. Jhdt die Grundlage  vieler Lieder war. Gut erkennbar ist der 2. Artikel im Vers 1: „ an Jesum Christum, Gottes eingeborenen Sohn, aus dem Vater geboren vor aller Zeit,…, von der Jungfrau Maria, und ist Mensch geworden “. Die Fortsetzung: „ er wurde für uns gekreuzigt  unter Pontius Pilatus,  hat gelitten  und  ist begraben worden “,  tun Vers 2 bis 22 methodisch  auslegen. Im letzten Vers, den 23., Linie 2 : “dass er für uns litt solche Pein“, erwähnt das „propter nos homines“, „ für uns Menschen“ im Nizänum.

 2.  Die Passionsgeschichte, als eine Harmonie der 4 Evangelien,  nach der mittelalterlichen  Tradition,  die man auch  in den Liedern “Christus, der uns selig macht“, 8 Vers, EG 77 (der Text nicht in RA)  und „Jesu Kreuz, Leiden und Pein“, 10 Vers, RA 74 und EG 78,  findet.  Diese Lieder sind „Kleine Passionen“. Man las damals die Passionsberichte der vier Evangelien auf vier Tagen verteilt: Palmsonntag: Matthäus; Kardienstag: Markus; Karmittwoch: Lukas; Karfreitag: Johannes. Diese Tradition des Lesen sowie die des Singens der Passionsgeschichte geht zurück auf das 3. Jhdt, schon damals mit Chören  und Solisten,  und wurde  von den Lutherischen Kirchen weitergeführt, wie  uns  das Beispiel von J.S. Bach es klassisch zeigt. Daher, in vielen Gemeinden, gibt es die Tradition der „Karfreitagsvesper“, um 15 Uhr, die klassisch vermutete Uhrzeit des Todes Jesu, in der man die Lesung der Passion hatte, jedes Jahr mit einem anderen Evangelium, mit  Gemeinde- und  Chorliedern zwischen den Lesungen.    

d.   Gebrauch und Gestaltung des Liedes

        Die „Grosse Passion“ von Sebaldus Heyden, sowie viele anderen Lieder des Gesangbuches, können dazu helfen die Gottesdienste der Karwoche, speziell der Sterbensstunde des Herrn,  auszubauen.

        Das Lied kann gewiss nicht vollständig in einem Gottesdienst gesungen werden. Man kann es in Stücken über mehrere Gottesdienste anwenden. Darum habe ich Zeitangaben in Schrägschrift gestellt, die nicht im Original stehen. In einem Karfreitags-Morgengottesdienst, oder -Vesper, kann man Auszüge wählen und diese folgendermaßen singen lassen:

1.  Nach ausgewählten Versen, singt die ganze Gemeinde, wie gewöhnlich bei einem
     Kirchenlied.

2.  Es kann von einem Chor auf einem mehrstimmigen Satz gesungen werden.
3.  Es kann im Wechsel gesungen werden, auf zwei Arten :                                 
     a.  Vers zu Vers, nach dem Muster der angegebenen Einteilung I, II und I + II, und 
          das in Gruppen von Versen, von A bis F. Man kann eine Zusammenstellung 
          von verschiedenen Versen, die nicht aufeinander folgen, tun.
     b.  3 Linien zu 3 Linien im selben Vers, nach dem Muster, das links vom ersten Vers
          angegeben ist. So kann man auch jeden Vers singen, in einer Auswahl von Versen. 

Im selben Gottesdienst, kann man zwei Gruppen von ausgewählten Versen singen, die anders gestaltet sind.                                                                                    

COMMENTAIRE DU TEXTE FRANCAIS

a.   Le sous-titre du chant :  SONGE, HOMME, QUE POUR TON PECHE,  est :

« La Passion ou la souffrance de Jhésus-Christ, mise en chant »
                                              de Sebaldus HEYDEN.

        Le chant fut imprimé vers 1525. La musique en est la célèbre mélodie « Es sind doch selig alle, die » , que Matthias Greiter composa en 1525 pour son psaume 119.

        Ce chant, très employé aux 16e et 17e Siècles, a disparu des livres de cantiques au milieu du 18e Siècle. Je l’ai trouvé complet dans un livre de cantiques de Bâle de 1721, qui donne les 150 Psaumes de Ambrosius Lobwasser, traduits du Psautier huguenot, et une série de cantiques luthériens. De même, j’ai trouvé la traduction française, d’un auteur anonyme, dans le livre de cantiques français de Strasbourg de 1723, intitulé « Cantiques Spirituels ». Dans les éditions ultérieures des « Cantiques Spirituels » (1747, 1757, 1778, 1808), on ne trouve plus le chant. Ce qui montre qu’il a disparu au milieu du siècle, avec la montée du rationalisme. Aujourd’hui, en allemand, on n’en chante plus que la première et la dernière strophe. Voir Recueil d’Alsace-Lorraine RA 78 et Evangelisches Gesangbuch EG 76.

        Le texte proposé ici est une révision des deux originaux, qui, autant en allemand qu’en  français, sont vieillis et ne peuvent plus être chantés tels quels. J’ai essayé de rester aussi près que possible des originaux, pour conserver le caractère de l’œuvre de Sebaldus Heiden. De là quelques irrégularités de rimes et quelques expressions propres au traducteur . Celui-ci s’avère être un bon poète, qui tranche par rapport aux autres auteurs des « Cantiques Spirituels », généralement médiocres.

b.  L’auteur et le compositeur :        

         Sebaldus Heyden (ou Heiden) est né à Brück, près d’Erlangen, en 1499, et mourut à Nuremberg en 1561. C’était un laïc et un pédagogue. A Nuremberg, il devint cantor et recteur de l’école de l’Hôpital. Il fut aussi le premier recteur luthérien de l’école St Sebald de cette ville. Son chant, connu sous le nom de « Grande Passion », dont la date exacte n’est pas connue, a dû être composé dès 1525 ou peu après car sa mélodie originale est celle de Greiter, laquelle est datée de cette année, et il est manifeste que le texte a été composé sur cette mélodie.

        Heyden a pris cette mélodie parce que c’est celle du Psaume 119 de Greiter. La méditation de la loi de l’ancienne dans le Psaume conduit à la méditation de la mort du Christ, qui crée la nouvelle alliance. Par ailleurs cette ample mélodie a un style épique qui porte bien les récits des grands exploits de la foi. Théodore de Bèze l’a reprise pour son Psaume 68 « Que Dieu se montre seulement », devenu, à cause de ce même caractère épique, le « Psaume des batailles » des huguenots.

        Mathhias Greiter (ou Greyter), moine dominicain à Strasbourg, est né en 1490 à Aichach, près d’Augsbourg. Il obtint le poste de cantor à la cathédrale de Strasbourg, et quitta le couvent sous l’influence de la Réforme, se maria et eut des enfants. Il devint prédicateur dans les églises St Etienne et St Martin de Strasbourg. Il fut un des grands collaborateurs des Réformateurs. Entre autres, il travailla au « Livre de Cantiques de Strasbourg » de 1542, sous la direction de Martin Bucer. Il a composé la mélodie mondialement connue « Es sind doch selig alle, die », pour son Psaume 119, que Calvin, à Strasbourg en 1539, utilisa dans ses « Aulcuns Psaumes et Cantiques » pour le Psaume 68, auquel Théodore de Bèze donna ultérieurement le nom de : « Que Dieu se montre seulement ».

        Les biographies de ces deux auteurs montrent que nous avons à faire ici à une pièce majeure.

c.  Les deux sources du chant :   

1.  Le Credo de Nicée-Constantiniople, qui, à cette époque et jusqu’au 18e Siècle, fut la base de beaucoup de chants. Heyden ne développe que le 2ème Article, facilement reconnaissable  au verset 1 : « …en Jésus-Christ, Fils unique de Dieu, né du Père avant tous les siècles,…, s’est incarné dans la Vierge Marie et est devenu homme. » La suite : « Il a été crucifié pour nous sous Ponce Pilate, il a souffert et a été enseveli », est développée méthodiquement par les versets 2 à 22. Dans le dernier verset, le 23e, lignes 2 et 3, le « propter nos homines – pour nous hommes » est rappelé : « Il a souffert tant de tourments  Pour nous… »

2.  Le récit de la Passion, comme harmonie des 4 évangiles, d’après la tradition médévale, qu’on retrouve dans des chants comme : « Christus, der uns selig macht », 8 strophes, EG 77  (le texte manque dans RA), ou « Jesu Kreuz, Leiden und Pein », 10 strophes,  RA 74, EG 78, qui sont des « Petites Passions ». On lisait à l’époque les Passions des 4 évangiles de la façon suivante : dimanche des Rameaux : Matthieu ;  Mardi saint : Marc ;  Mercredi saint : Luc ;  Vendredi saint : Jean. Cette tradition de la lecture, comme du chant, de l’histoire de la Passion remonte au 3e Siècle, déjà à l’époque avec des chœurs et des solistes. Elle a été continuée par les Eglises luthériennes, comme l’exemple classique de Jean Sébastien Bach le montre. C’est pourquoi, dans beaucoup de paroisses, existe la tradition des Vêpres du Vendredi Saint, à 15 heures, moment classiquement supposé de la mort du Christ, dans lesquelles on lit la Passion, en prenant Jean ou en changeant d’évangile chaque année, et en faisant chanter à l’assemblée et aux chœurs des cantiques entre les lectures.     

d.  Utilisation et structuration du chant :      

        La « Grande Passion » de Sebaldus Heyden, de même que beaucoup d’autres canntiques de nos livres, peuvent servir à élaborer nos cultes de la Semaine Sainte et du Vendredi Saint. 

        Le chant ne peut certes pas être chanté entièrement dans un même culte. On peut l’employer par morceaux et ceci sur plusieurs cultes. Pour cette raison, j’ai placé des indications de temps en italique au dessus des strophes et des groupes de strophes, lesquelles ne sont pas dans l’original. On peut faire chanter les parties choisies de la manière suivante :

1. En faisant chanter l’assemblée ensemble, comme pour un chant habituel.

2. En faisant chanter une chorale sur une partition à plusieurs voix.
3. On peut faire alterner paroisse et chœur.
4. On peut faire alterner deux moitiés de la paroisse, de deux manières :
    a. Strophe par strophe, selon le modèle indiqué : I + II, I, II, I + II, et cela en groupes de 
        strophes, de A à F. On peut choisir diverses strophes, qu’on fera se suivre dans la même manière d’alternance.
    b. 3 lignes par 3 lignes dans la même strophe, selon le modèle donné à gauche de la 1ère strophe, qu’on peut reconduire pour chaque strophe.
5. Dans le même culte, on peut employer deux groupes de strophes, qu’on fera chanter de 
    manière différente.