MARIA IM ROSENGARTEN

Die Welt ist ein Garten
 

        Ein Garten ist prinzipiell eine organisierte Natur, aus Menschen Willen. In Genesis 2, ist der Garten Eden eine künstliche Natur, vom Menschen organisiert auf Befehl Gottes: die Welt ist nicht „reine“ Natur. Das Wort „Paradies“ kommt vom persichen „paradaizan“, „Ort mit Bäumen gepflanzt, in dem man Tiere hält“, also ein Park und nicht ein Gemüse Garten! Dessen Harmonie durch die Sünde des Menschen gestört wurde. In solchen Rahmen einer wie ein Garten organisierten Welt, von der Sünde geschont und von Gott frisch angelegt, muss man die Marien Gärten, oder die Marien zum Rosenbusch wie die Paradiesgärtleine reihen.

 
Maria ist die neue Eva

 
        Genau wie im ersten Garten die Sünde über Eva und dann über Adam in die Welt kam, (wie es Paulus sagt in Römer 5/12), ebenso genau durch Maria, die neue Eva, und durch Jesus, den zweiten Adam, ist die Gerechtigkeit wieder in die Welt gekommen. Die Frömmigkeit des Mittelalters und die vielen Künstler, wie Schongauer in Kolmar, werden Maria darstellen. Zuerst als die „Mutter Gottes“, das heisst die Mutter Christi als wahrer „Gott und Mensch“, nach dem Nizänischen Bekenntnis: “Gott von Gott, wahrer Gott vom wahren Gott“. Zweitens ist Maria der „Ehrenthron Christi“, der Jesus der Welt vorstellt als den neuen gerechten Sohn Gottes, der den alten Adam ersetzt, welcher im Grunde der erste Sohn Gottes war, wie es Lukas 3/38 sagt:“ Jesus, Sohn von Joseph, …, Sohn von Adam, Sohn von Gott;“

 
        Dieses Marienbild wurde noch „Majestas“ genannt, „Maesta“ wie es die Italiener sagen, zum Beispiel für das grosse Marienbild von Duccio. Dieses Bild wird in das neue Paradies gestellt, das keine Sünde mehr enthält. Maria, die Jungfrau, die ohne „Manneskraft“ empfängt, also ohne Verseuchung der Erbsünde, wird ein sündenloses Kind gebären (Hebr 4/15, II Kor 5/21). Diese Jungfernschaft wird durch die weisse Lilie oder die rote Rose symbolisiert. Also der Rosengarten ist wiederum eine künstliche Welt, eine sündenlose Einzäunung in einer sündigen Welt. Aber die Dornen der Rose erinnern an die Versuchung der Sünde, wie an die Leiden der Jungfrau, dessen Herz von einem Schwert durchbohrt wird beim Tode Christi, wie es ihr der alte Simeon sagt, bei der Darstellung im Tempel (Lukas 2/35).

       
        Diese Blumenumramung, mit Vögeln und Käfern durchflogen, zielt aber auch auf die Welt, in der wir leben, weil sie letzen Endes doch noch das Paradies ist, welches unter unseren Füssen sich befindet. Genesis 2/10 sagt, es fliessen vier Ströme aus dem Garten, die die ganze Welt bewässern: Nil, Euphrat, Tigris und Indus. In unsre Welt, dessen „paradisische“ Schönheit wir übersehn, kommt Jesus: dein Herz werde solch ein „Paradieskämmerlein“ darin Christus, die „entsprungene Ros“, Platz nimmt! Daher die schöne Bilder des Kindes mit der Rose, zum Beispiel auf der strassburger Neujahrs Wunschkarte, mit den Worten: „ein guot Nejohr“. Daher auch die Lieder, wie:“Es ist ein Ros entsprungen“, in denen Maria die Rose ist, die das Röslein Jesus bringt. So bekommt die Rose einen dreifachen Sinn: sie versinnbildet das Paradies, aber auch Jungfernschaft und Leiden der Maria, wie endlich Maria selbst und Christus.
 

Speculum fidei, des Glaubens Spiegel

 

        Der Garten entfaltet sich in die Richtung eines Spiegels des Glaubens, in welchem ich die Offenbarung des Heils, von Gott gekommen, sehe. Dieser Spiegel bringt in mir den Glauben hervor, Glauben der selber ein Spiegel wird der Wahrheit Gottes, die in mir lebt. Doppelter Spiegel, der das Bild des Heils hin und her wirft, in einem Wechsel, der in mir immer grössere Früchte bringt. Hier entdecke ich die Schönheiten und die Schmerzen des Glaubens: “Der Glaube über Rosen geht  Wenn er unterm Kreuze steht“, wie man’s lesen kann an Kirchenfenstern, so in Bischheim oder Hoerdt.

 
        Der Garten wird zu einem Ort der Kenntnis. Daher diese Bilder eines ‚“höfflichen Hofes – jardin courtois“, mit der Jungfrau in der Mitte, vertieft in ein Buch, und dem Kind Jesus am Boden, auf Saiten Musik spielend, mit Menschen drum herum, Heiligen zwar, welche lesen, erzählen vom Heil und daran Freude haben. Siehe das schöne Bild des Paradiesgartens vom Städelmuseum in Frankfurt, eine strassburger Arbeit um 1400, kürzlich in der Austellung „Strassburg 1400“ gezeigt.

 
        Maria lest ein Buch: dieses wird auch evangelische Schriftsteller inspirieren um Andachst- und Gebetsbücher auszugeben, die man „Paradiesgärtlein“ nennen wird. Das bekannteste ist jenes von Johann Arndt, unter dem Titel: „Paradiesgärtlein voller Christlicher Tugenden“, 1612 ausgegeben.
 

        Zum Schluss: lassen sie sich bezaubern von diesen schönen Bildern, in Kirchen und Museen. Finden sie aus, welche Blumen ausser den Rosen, Vögel und Insekten, oft sehr exakt gemalt, der Künstler dargestellt hat. Ihr werdet sehen: Paradiesgarten geben viele Freuden.