TEXTES RESPONSORIAUX PARTICULIERS
BABYLONISCHER BUSSPSALM
Epoque : Nabuchodonosor ?
Diesen Busspsalm kann man im Wechsel beten,
zwischen zwei Gruppen A und B,
und mit der Gemeinde Gem
A
Gruppe A
1. Möge doch des Herrn tobendes Herz sich beruhigen! I
2. Möge doch der Gott, den ich kenne, sich beruhigen! II
3. Möge das Herz meines Gottes sich beruhigen! I
4. Möge doch der Gott, den ich nicht kenne, sich beruhigen II
6. Möge der Gott, der über mich grollt, sich beruhigen! II
Gruppe B
11. Die Sünde, die ich bekenne, kenne ich nicht. I
12. Die Verfehlung, die ich bekenne, kenne ich nicht. II
13. Ein gutes Wort möge mein Gott aussprechen! I
15. Ein gutes Wort möge der Gott, den ich kenne, II
aussprechen!
Gruppe A
17. Reine Speise habe ich nicht gegessen, I
18. Reines Wasser habe ich nicht getrunken:
19. Was meinem Gott ein Greuel ist, habe ich wissentlich II
gegessen.
20. Was meinem Gott widrig ist, habe ich getrunken.
Gruppe B + Gem
21. Herr, meine Verfehlungen sind viel, gross meine Sünden. I
24. Mein Gott, den ich kenne, meine Verfehlungen Gem
sind viel, gross meine Sünde.
25. Mein Gott, den ich nicht kenne, II
meine Verfehlungen sind viel.
25b. Mein Gott, den ich kenne, meine Sünde ist gross. Gem
B
Gruppe A
26. Die Verfehlung, die ich begangen, kannte ich nicht. I
27. Die Sünde, die ich getan, kannte ich nicht. II
28. Den Greuel, den ich gegessen, kannte ich nicht. I
29. Das Widrige, das ich betreten, kannte ich nicht. II
Gruppe B
30. Der Herr hat mich im Grimm seines Herzens angeblickt; I
31. Mein Gott ist mir im Zorn seines Herzens II
entgegengetreten;
32. Mein Gott hat Unwillen gegen mich gefasst, II
und mich krank gemacht.
33. Der Gott, den ich kenne, hat mich bedrückt. I
34. Der Gott, den ich nicht kenne, hat mir wehegetan. II
Gruppe A
35. Ich suchte umher, doch niemand fasst mich bei der Hand. I
36. Ich weinte, doch trat man mir nicht zu Seite.
37. Wehklagen lasse ich erschallen, doch niemand hört mich II
38. Voll Leides bin ich, bin überwältigt, blicke nicht mehr auf.
Gruppe B + Gem
39. An meinen gnädigen Gott wende ich mich,. I
mit flehenden Worten.
40. Meines Gottes Füsse küsse ich und berühre ich. II
41. Zu dem Gott, den ich kenne, rede ich flehentlich. Gem
42. Zu dem Gott, den ich nicht kenne, Gem
rede ich flehentlich.
C
Gruppe A
43. Herr, blicke mich an und erhöre mein Flehen. I
44. Mein Gott, blicke mich an und erhöre mein Flehen. II
45. Gott, den ich kenne, blicke mich an I
und erhöre mein Flehen.
46. Gott, den ich nicht kenne, blicke mich an II
und erhöre mein Flehen.
Gruppe B
47. Wie lange, mein Gott, wirst du mir grollen ? I
48. Wie lange, mein Herr, wirst du mir grollen ? II
49. Wie lange, o Gott, den ich kenne, ist dein Grimm auf mir ? I
50. Wie lange, o Herr, den ich nicht kenne, II
wird dein ungnädiges Herz sich nicht beruhigen ?
Gruppe A
51. Die Menschen sind taub, wissen nichts. I
52. Die Menschen, so viele mit Namen genannt,
was wissen sie ?
53. Machen sie es schlecht oder gut, sie wissen es nicht. II
54. Herr, wirf deinen Knecht nicht nieder !
Gruppe B + Gem
55. Ins Wasser des Morastes bin ich geworfen: I + II
fasse mich bei der Hand.
56. Die Sünde, die ich begangen, wandle zum Guten. Gem
57. Die Verfehlungen, die ich begangen, I + II
möge der Wind forttragen.
58. Meine zahlreichen Freveltaten zieh ab Gem
wie ein Kleid.
D
Gruppe A
59. Mein Gott, sind mir meine Sünden auch siebenmal sieben, I
löse dennoch meine Sünden.
60. Mein Herr, sind mir meine Sünden auch siebenmal sieben, II
löse dennoch meine Sünden.
61. Gott, den ich kenne, sind mir meine Sünden auch I
siebenmal sieben, löse dennoch meine Sünden.
62. Herr, den ich nicht kenne, sind mir meine Sünden auch II
siebenmal sieben, löse dennoch meine Sünden.
Gruppe A + B + Gem
63. Löse meine Sünden, so will ich dich huldigend preisen. I
64. Dein Herz möge, dem Herzen der Mutter gleich, II
die mich geboren, sich beruhigen.
64b. Dein Herz möge, dem Herzen des Vaters gleich, I
die mich erzeugte, sich beruhigen,
65. Der Mutter gleich, die mich geboren, Gem
dem Vater gleich, der mich erzeugte,
sich beruhigen.
Amen. Gruppe A + B + Gem
Text Busspsalm an jeden Gott
Aus Assurbanipals Bibliothek (668 – 626)
Text älter, sumerisch : siehe unten „Einleitung“
In Die Religion der Babylonier und Assyrer
Arthur Ungnad, Verlag Eugen Diederich
Iena 1921, p 224
Gestaltung : Yves Kéler, 10.1.2009
Einleitug zu 5 Liedern, davon der obige Busspsalm,
Seite 207:
„Dieses und folgende Lieder* waren ursprünglich an den Gott Enlil von Nippur gerichtet. Als aber dessen Bedeutung (seit etwa 2000 v. Chr.) zugunsten Marduks, des Stadtgottes von Babylon, mehr und mehr in den Hintergrund trat, erfuhr das Gedicht eine Umarbeitung. Marduk wurde dabei mit Enlil identifiziert.
Die älteste Niederschrift dieser sumerischen Texte fand im 3. Jahrtausend statt; später wurden sie mit akkadischer Übersetzung versehen. Die jüngstze Kopien stammen aus dem 2. Jahrhundert. „
Dies Gebet wird zitiert in der Biographie des Nebucadnetzar, von Geneviève R. Tabouis, Nabuchodonosor et le triomphe de Babylone, Paris, Payot 1932, page 379. Es wird in den Mund von Nebukadnetzar gestellt.
*
1. Klagelied an Marduk von Babylon
2. Klagelied an Marduk-Enlil wegen nationalen Unglücks
3. Klagelieder an die Göttin Ischtar
4. Klagelied an den Pestgott Nergal
5. Busspsalm an jeden Gott
6. Unschulspsalm
Der Text
Der Gott, den ich kenne, den ich nicht kenne,
Die Schuld die ich kenne, die ich nicht kenne
Man hat dem Text den Titel gegeben: „Busspsalm an jeden Gott“, weil kein präziser Gott angebeten wird, sondern „Der Gott, den ich kenne“, und „Der Gott, den ich nicht kenne“. Es kann also jeder Gott, bekannt und sogar unbekannt, angerufen werden. Es erinnert an Paulus in Athen, der einen leeren Sockel trifft, mit der Aufschrift :“ an einen unbekannten Gott“, Apg 17/23. Die antiken Polytheisten dachten : man kennt nicht alle Götter. Darum soll man die nichtbekannten auch ehren, denn die könnten gefährlich werden, aus irgend einer Schuld eines Menschen, der es nicht einmal weiss: „Meine Übertretung ist mit bekannt, und eine andere unbekannt, ein Gott ist mir bekannt, aber der andrer nicht.“
Man kann aber diese These auch auf Iahwe übertragen, weil Gott gleichzeitig bekannt und unbekannt ist, sein Wesen kann niemand ergründen. Auch die Schuld vor ihm bleibt teils bekannt, teils unbekannt: Siehe die christlichen Beichten, die sagen, nach einem Katalog von Sünden: “Und andere Sünden, wie das mein Gott und Herr kennt und ich nicht kennen kann“.
Der Zorn Gottes und seine Barmherzigkeit
Eines der Grundthemen der orientalischen Religionen ist der Zorn Gottes gegen die Ungerechtigkeit und gegen den ungerechten Menschen. Der Klang ist hier der selbe wie im Alten Testament. Gegen seinem ungerechten und sündigen Stand ist der Mensch hilflos, und kein andrer Mensch kann ihm helfen. „An meinen gnädigen Gott wende ich mich, mit flehenden Worten“ v. 39, das ist die einzige Lösung.
Siebenmal sieben
Dieses Bild brauchte Jesus auch (Matt 18/22) : „ Nicht siebenmal sollst du vergeben, sondern siebzig mal sieben“, das ist 490 mal, also 7 x 7 x 10 = 490. Das ist eine Intensivform, in der das göttliche 7, in 7 x7, mit 10 multipliziert wir, die Zahl des Menschen. Im assyro-babylonischen Text sind die Sünden „siebenmal sieben“, mit dem „sieben“ (wie in der Bibel) wird wahrscheinlich das göttliche gemeint, in dem Sinne, dass Gott gelästert wird.
„Wie eine Mutter…, wie ein Vater…“
Das schöne Bild der vaterähnlichen Liebe im Psalme 103, (Ps 103/13, Mal 3/17), wie auch der Mutterähnlichen, findet man hier schon, ganz am Ende, als Abschluss des Psalms.
Ähnlichkeiten mit den Alt-testamentlichen Psalmen
Dieser sumerisch-babylonischer Psalmtext hat Ähnlichkeiten mit den biblischen Psalmen. Hier tritt die Anrufung der verschiedenen Götter, wie auch das heidnische Ritual, mit seinen Opfern und seinen magischen Handlungen, in den Hintergrund. Hier ist ein Gläubiger und Sünder vor seinem Gott, (bei den Polytheisten, der, den er erwählt hat) und spricht ihn an, „ohne andere Götter neben sich“. Deswegen kann dieser Text als eine christliche Anrufung an Gott aufgenommen werden, in der selben Art wie die biblischen Psalmen. Für einen lebendigen Gebrauch ist der Wechsel zwischen zwei Gruppen und mit der Gemeinde empfohlen.