LES HUSSITES VINRENT A NAUMBURG (trad) Die Hussiten kamen vor Naumburg

LES HUSSITES VINRENT A NAUMBURG
                       Die Hussiten zogen vor Naumburg

                                  Seyfert Karl

1. Les Hussites vinrent à Naumburg,                8f
    Passant Iéna, et puis Kaumburg.                 8f
    Sur le grand « Pré aux oiseaux »,                 7
    On voyait épées, drapeaux :                        7
    Ils étaient des mille !                                  6
   
2. A Naumburg, la ville est pleine,
    On entend les cris de peine
    De la soif et de la faim.
    Lors coûtait un bout de pain
    Soixante pfennig au moins.

3. Quand la faim fut à son comble,
    L’avenir s’avérait sombre.
    Mais un maître intelligent
    S’était dit que les enfants
    Sauveraient la ville.

4. « Enfants, dit-il, vous les simples,
    Sans péché, de bon exemple,
    Au procope vous irez :
    Il aura de vous pitié,
    Vous laissera vivre. »

5. Le procopoe, de surprise,
    Leur fit donner des cerises !
    Puis, tirant sa grande épée,
    Ordonna : « Demi-tour et
    Nous partons de Naumburg ! »
   
6. En mémoire du miracle
    Des enfants, un grand spectacle :
    A Naumburg seront fêtées
    Les cerises chaque année.
    Liberté, Victoire !
   
   
         Texte        Die Hussiten zogen vor Naumburg
                          Seyfer Karl 1832
                           Evènement de la Guerre des Hussites 1419-1436
                           in : Das grosse Buch der Volkslieder
                           Waltrer Hansen dtv 2010
                           fr. : Yves Kéler 26.12.2011 Munich

         Mélodie     Die Hussiten zogen vor Naumburg
                           permet de chanter aussi :
                           Als die Römer frech geworden
                           De Viktor von Scheffel

L’histoire du siège de Naumburg

Pris de Internet

Nach Rauches « Schwachheit über Stärke 1782 » usw.
Erzählt von Friedrich Hoppe

 
  Am 6. Juli 1415 hatte Johann Huß sein Leben auf dem Scheiterhaufen beendet. Die Böhmen ergriff bei der Nachricht von der Hinrichtung ihres geliebten Predigers wilder Zorn. 
Zum ersten Male seit Jahrhunderten trat jetzt ein ganzes Volk wieder in die Waffen, Bauern und Handwerker, nicht bloß der ritterliche Stand. » Vor dem Rollen ihrer Wagen, vor dem Brausen ihrer begeisterten Kampfgesänge, vor ihren g`rad geschmiedeten Sensen, vor ihren Keulen, Dreschflegeln und Morgensternen wichen alle Heere, oft ehe sie ihrer nur ansichtig wurden. »

Bei Meißen teilte sich das hussitische Heer. Ein kleiner Heerhaufen zog über Oschatz nach der Mark Brandenburg, das Hauptheer aber, 40 000 Mann stark, über Leipzig gegen Naumburg, um die alte Stadt in Asche zu verwandeln, weil der Naumburger Bischof auf dem Konstanzer Konzile ebenfalls für den Tod des Huß gestimmt hatte.
  
 
Bereits am 26. Juli 1432 lagerte der Vortrupp des Hussitenheeres bei Osterfeld. Die Naumburger Bürger hatten beschlossen, nicht wie andere Städte sich feige zu ergeben, sondern ritterlich zu fechten, doch vorher alles nur mögliche durch Güte zu versuchen. Die Zwinger und Tore wurden ringsherum mit Bürgern und Landvolk stark besetzt. Der bischöfliche Richter, Adam Lan, hielt mit 200 Landleuten und 80 Einwohnern der Domfreiheit im Georgenkloster treue Wacht. Alle Stadttore, mit Ausnahme des Herren- und Jakobtores, waren bis oben hinauf verschüttet, an letzterem hielten 200 Büchsenschützen ständig Wache. In den Zwingern hatte man Holz aufgespeichert, und Pechkessel nebst 22 Pechspritzen standen bereit.
 

Frauen und Kinder hatten gar emsig große Steinhaufen zusammengetragen, und an Wurfmaschinen, Büchsen, Streitkolben, Äxten, Sensen, Hacken usw. war kein Mangel. Alle größeren Gefäße wurden von den Einwohnern mit Wasser gefüllt und fertig zum Löschen gehalten. Von den Stadttürmen aus lugten junge Leute mit guten Augen ins Weite, die Auskunft des Feindes sofort zu verkünden. Nachdem nun noch von Merseburg 64 Malter Mehl zur Versorgung der Stadt eingetroffen waren, konnte man den Feind getrost erwarten.
 
Die waffenfähige Bürgerschaft war in 3 Gruppen gesondert, die auf die Mauern und Türme, Straßen und Gassen und auf den Marktplatz verteilt waren und regelmäßig abgewechselt wurden. Während die Mauerwache sehr anstrengend war, so konnte die Marktmannschaft zur Erholung der Ruhe pflegen. Am 27. Juli kam das Hussitenheer wie eine rauschende Flut von den Höhen Mertendorfs zum Vorschein. Es dauerte von ½ 6 Uhr morgens bis 3 Uhr nachmittags, ehe sich die Hussitenmacht aufgestellt hatte, so groß war die Zahl der Streiter. Sie reichte von der Wethau bis fast gegen Kösen hin.
  
Der Rat berief eine Versammlung, und es wurde für gut befunden, Prokop einen Brief zu senden, worin geschrieben stand, daß derjenige Bischof, welcher Huß habe verdammen helfen, längst tot sei, der Nachfolger aber wäre mit allen Vornehmen und seinen Reichtümern geflüchtet. Zudem befänden sich in der Stadt nur noch arme, halbverhungerte Menschen, welche sich dem mächtigen Fürsten der Böhmen und seinen hohen Befehlshabern gerne und willig unterwerfen würden und alles, sogleich ausschaffen und überreichen würden. Der Prior des Georgenklosters, Nikolaus von Zech, hatte einen herrlichen Ring, mit Diamantenreich besetzt, hergegeben, um Prokop damit zu erfreuen, doch wollte man erst Prokops Antwort hören. 

 
In der folgenden Nacht war es so stille in der Stadt, daß man jeden Tritt vor den Toren auf 100 Schritt hätte wahrnehmen können. Am 28. Juli, vor Sonnenaufgang, erschien ein böhmischer Herold und verkündete Prokops Befehl: « Der kommende Tag soll für Naumburgs Bürger der letzte in der Welt sein, weil sie mit Feuer und Schwert, wie ihnen gebührt, bestraft werden ».

Damals lebte in Naumburg ein Schlossermeister, namens Wilhelm Wolff. Er war in jenen Angsttagen Viertelsmeister und machte den Bürgern folgenden Vorschlag, das Herz des als grausam bekannten Prokop zu rühren:
 
Am frühen Morgen sollten alle Kinder im Alter von 7-14 Jahren in weiße Sterbehemden gekleidet in das feindliche Lager ziehen, vor dem Heerführer einen Fußball tun und um Gnade und Verschonung der Stadt bitten. 

Die Bürger waren das wohl zufrieden und bereit, seinen guten Rat zur Tat werden zu lassen. War es Am Abend still und ruhig in der Stadt gewesen, so wurde es in der Nacht um so unruhiger und lauter. Die Mütter wollten verzweifeln, als sie diesen Entschluß vernahmen. Doch es half nichts. Die Kinder wurden aus süßem Schlummer entrissen, um ihnen ihre Sterbehemden abzumessen. Die Mütter benetzten die Kinder mit Tränen und küßten ihre dem Tode geweihten Lieblinge. Doch war zu befürchten, daß auch dieses Opfer erfolglos wäre, wenn Prokop vorzeitig die Stadt im Sturm nähme. Doch der Viertelsmeister Wolff wußte wieder Rat. Es ließ sich vom Bürgermeister ein wehmütiges Schreiben an Prokop ausfertigen, in welchen um einen halben Tag Aufschub der Feindseligkeiten gebeten wurde, nahm auch den köstlichen Ring des Priors von Zech als Geschenk mit, dazu 20 Meißner Gulden und machte sich des Morgens gegen 5 Uhr auf ins Hussitenlager. 
    
Unterdessen wurde mit frühem Morgen in der Stadt die Trommel gerührt und in allen Straßen ausgerufen, die Kinder sollten sich am Mittage, wenn wieder Trommelschlag erklänge, allesamt auf dem Markte einfinden. Um 9 Uhr vormittags kam Wolf wieder. Er war erst um 7 Uhr vor Prokop geführt worden und hatte vergebens den harten Prokop umzustimmen versucht, der auch die Geschenke trotzig abgewiesen hatte.

Immer näher rückte die Zeit des letztversuchten Mittels heran. Um 1 Uhr mußten die Kinder vor dem Rathause stehen. Pater Klemens Buchner aus St. Georgen segnete sie ein. Dann ging der Zug durch die neue Wenzelskirche, wo alle Teilnehmer auf den Knien liegend vom Pater Heinrich Kiel den Segen erhielten.
 
200 Bürgerschützen brachten nun die Kinder zum Jakobstore hinaus, damit sie beherzigter gingen, denn viele der Kleinen weinten und wollten nicht fort. Allen Kindern war eingeprägt, wenn sie in das Lager kämen, sollten sie ein Jammergeschrei anstimmen und weinen die Hände gen Himmel erheben, dann möchten alle niederfallen und « Gnade! Gnade! » rufen. Wären die Feinde aber trotzdem grausam, so sollten sich die Kinder willig töten lassen und ihre Hälslein entblößen und ihre Schleier erheben.

Am Jakobstore ging es während der Zeit bunt durcheinander. Es entstand neue Not. Die Mütter wollten nicht in der Stadt bleiben, sondern ihren Kindern nacheilen. So viel man auch bat und flehte, alles war umsonst. Der ehrwürdige alte Bürgermeister und Rat Hildebrandt wurde von den wütenden Weibern sogar auf Kopf und Gesicht geschlagen. Bei einigen Müttern ging die Erregung so weit, daß sie die in Bereitschaft liegenden Streitäxte und Kolben ergriffen, um sich gewaltsam Bahn zu brechen. Während man jetzt die Waffen den Händen der Frauen entwinden mußte, glückte es einigen, durch das Tor ins Freie zu kommen, und wie ein gewaltiger Strom einen schwachen Damm niederreißt, so warfen diese Mütter und Weiber alles sich in den Weg stellende über den Haufen und eilten auf das freie Feld zum heutigen Frauenplan, damit sie flehen möchten, wie es ihren Kindlein erginge. 
 
Als die Kinder bei den feindlichen Wachen ankamen, wurden sie angerufen und in deutscher Sprache gefragt: Was und wohin sie wollten? Sie antworteten: Zum Heerfürsten Prokop. Die Kinder mußten warten, bis es im Hauptlager gemeldet war. Zugleich bekamen die Wachen Verstärkung, denn man erblickte die 200 Bürgerschützen unten bei der Stadt. Auch der über 600 Seelen starke Frauenhaufen wurde bemerkt. Und da die Frauen zum Schutze gegen die Sonnenhitze große weiße Tücher über Kopf und Schulter gelegt hatten, so meinten die Befehlshaber, es seien vielleicht fremde angekommene Ritter zu Fuß, die ihre Rüstungen verbergen wollten. Endlich kamen einige Offiziere und führten die Kinder vor das Zelt Prokops. Es war herrlich mit schönen Fahnen verziert, die alle einen Kelch als Wappenzier führten.
 

 
 
Die Kindlein umringten das Zelt, erhoben ein jämmerliches Klagegeschrei, fielen auf ihre Knie und riefen: « Gnade! Gnade! » Gerührt blickte Prokop auf die unschuldigen Kindlein und befahl ihnen, ruhig zu sein und sich zu erheben. Darauf begab er sich mit seinen Kriegsobersten abseits und beratschlagte mit ihnen. Die Kinder aber glaubten, mit der Rückkehr der Offiziere sei auch ihr letztes Stündlein gekommen. Doch Prokop beruhigte sie, es solle keinem der Kinder ein Leid geschehen, worauf sie etwas fröhlicher wurden. Dann ließ er die im Lager befindlichen böhmischen Spielleute herbeirufen, um den Kleinen fröhliche Weißen vorblasen zu lassen, damit sie danach tanzen konnten.
 
Um ihnen alle Furcht zu nehmen, gebot er, Kirschen, Birnen und Schoten herzubringen und verteilte sie an die erfreuten Kinder. Bald war alle Angst der Kinder verschwunden, und sie scharten sich in heiterer Freude um Prokop und die übrigen Befehlshaber. Den Müttern waren unterdessen die Stunden zu Ewigkeiten geworden, und sie brachten die Zeit mit Seufzen und Weinen zu, da sie nicht wußten, wie es ihren Lieblingen ergangen war. Es war aber an dem Tage eine fast unerträgliche Hitze gewesen, und des Abends gegen 7 Uhr zog sich ein Gewitter zusammen. Darum mußte Prokop der kindlichen Freude ein Ende bereiten und gebot der ganzen Schar stille zur Stadt zu ziehen. Wenn sie aber an das Tor kämen, sollten alle rufen: « Victoria Hussiata! » Jedes Kind mußte einen grünen Zweig in die Hand nehmen, welchen sie vor der Stadt wie fechtend in die Höhe schwingen sollten. Ihren Vätern ließ er sagen: Die Stadt hätte Gnade, und morgen würde kein Mann des Hussitenheeres sie mehr ängstigen.
 

Der Einzug der Kinder war herrlicher und erfreulicher, als man sich denken kann. Die Mütter eilten hinzu, umarmten ihre wiedergewonnenen Kinder und weinten Freudentränen. Trotz der Versicherung von Prokops Gnade wachten die Bürger noch an den Mauern, aus Furcht vor einer Kriegslist der Hussiten. Doch nachts 1 Uhr erblickten die Späher den Feuerschein des von dem Feinde angezündeten Lagers, und morgens 3 Uhr war von den Hussiten nichts mehr zu sehen noch zu hören.
 
Am folgenden Tage hallten die Kirchen unsrer Vaterstadt von den Lobgesängen der Bürger wider, und Rat und Bürgerschaft beschlossen, den 28. Juli zum Andenken an die Errettung aus schwerer Kriegsnot jährlich festlich zu begehen. Die Kinder sollten in jedem Jahre zuerst zum Orte ihrer wunderbaren Erlösung und dann zum Buchholze ziehen. Dort sollten Laubhütten aufgestellt und Kirschen verteilt werden. Des andern Tages aber seien sie auf ein von der Stadt bestelltes, 2 Acker großes Erbsenfeld zu führen, damit sie die süßen Schoten abpflückten. Des Abends zwischen 6 und 7 Uhr aber sollte der Einzug der Kinderschar, festlich geschmückt mit grünen Zweigen, stattfinden. So erzählt die Sage von unserm Hussitenkirschfest, das nun schon Jahrhunderte lang im Brauche ist und, wills Gott, noch recht lange der freudigen Jugend erhalten bleiben mag.